Vereinschronik

Die Chronik fängt 1 866 an und berichtet über den so genannten Deutschen Bruderkrieg zwischen Preußen und Österreich, zu dem auch 3 Demminger einberufen wurden, nämlich Jakob Beer, Sebastian Riffel und Matthias Kapfer. Sie haben unter den Fahnen des Großherzogs von Württemberg auf der Seite Österreichs gekämpft. Österreich hat diesen Bruderkrieg gegen Preußen verloren und so zählte auch der Großherzog von Württemberg zu den Verlierern. Von den 3 Demmingern fiel im Kampf Matthias Kapfer aus Wagenhofen. Sebastian Riffel verlor ein Auge und kehrte verwundet zurück. Er und der ebenfalls heimgekehrte Jakob Beer wurden mit einer Tapferkeitsmedaille geehrt. Die nach ihrem Tode an den Verein abgegeben, an ein Fahnenband geheftet wurden und heute noch dort hängen. Schon 4 Jahre später brach der deutsch- französische Krieg 1 870/71 aus, zu dem 7 Demminger einberufen wurden und zwar Jakob Beer (innerhalb einer so kurzen Zeit zum zweiten Mal), Michael Heller, Josef Römer, Josef Schmucker, Josef Jäger, Hans Kirner und Leonhard Lenk. Unter der württembergischen Fahne haben sie bei Sedan und Paris gekämpft. Deutschland gewann den Krieg und alle 7 Demminger kehrten mit der Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet in ihre Heimat zurück. Die innige Kameradschaft wird es wohl gewesen sein, die die Kriegsheimkehrer auf den Gedanken kommen ließ, einen Verein zu gründen, denn "richtige Kameradschaft", so schreibt der Chronist, "lernt man erst im Krieg, wo einer auf den anderen angewiesen ist". Im Jahre 1875 war es dann so weit: die Kriegsteilnehmer gründeten den "Krieger- und Veteranenverein".

Dieses Ereignis vor 125 Jahren ist für uns Anlass, heute hier zusammen zu sein, um das 125. Wiegen- fest feierlich zu begehen.

1 . Vereinsvorstand war Josef Römer,
1 . Fahnenträger wurde Sebastian Riffel. Der sehnlichste Wunsch der Gründungsmitglieder, so ist in der Chronik zu lesen, wird es wohl gewesen sein, eine Fahne zu bekommen, denn die Fahne war damals noch hoch und heilig. Sie wurde zu dieser Zeit in allen Schlachten und Gefechten vorangetragen.

In der Taubstummenanstalt in Dillingen ging man daran, diesen Wunsch zu erfüllen und so konnte noch im selben Jahr 1875 das große Fest der Fahnenweihe gefeiert werden. Diese Fahne war die einzige weltliche Fahne, die auch öffentlich gezeigt wurde. Zu besonderen Ehren kam sie jedes Jahr am 28. Januar zum Geburtstag des Königs, der ein Festtag für die ganze Gemeinde war.

Beim feierlichen Zug vom Rathaus zur Kirche schritt der Kriegerverein hinter der Schuljugend, voran die Fahne und dann die Veteranen im Festanzug mit angelegten Orden und Ehrenzeichen. Besonders auf die Jugend machte das großen Eindruck, aber auch die übrigen Mitbürger waren stolz auf ihre Veteranen. Nach dem feierlichen Hochamt traf man sich bei Kamerad Schmucker zu einem ausgedehnten Frühschoppen und abends wurde dann im Vereins- lokal zum "Stern", wo die Fahne aufbewahrt wurde, das Königsfest gefeiert. Dazu war der Saal festlich geschmückt, die Fahne entrollt und so aufgehängt, dass man die Namen der Schlachten gut lesen konnte. An diesem Festabend nahm die ganze Gemeinde teil.

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Auch bei anderen Anlässen trat der Verein mit seiner Fahne an die Öffentlichkeit, etwa an Fronleichnam und Weihnachten.

Starb ein Veteran in der Gemeinde oder im Nachbarort, so wurde ihm vom Verein mit der Fahne die letzte Ehre erwiesen.

Im Jahre 1900 wurde das 25-jährige Vereinsjubiläum festlich begangen: um 5.00 Uhr Wecken mit Böllerschüssen und Musik, 9.00 Uhr gemeinsamer Kirchgang mit Fahne, nach dem Mittagessen Festzug durch das herrlich geschmückte Dort bis hin zum Festplatz im Garten von Xaver Siegner, wo eine Tribüne aufgebaut war und die Musik spielte. Bei Vesper, gutem Bier und ausgezeichneter Kameradschaft blieb man bis in die Nacht hinein beisammen.

Im selben Jahr 1 900 war ein Demminger mitbeteiligt an der Niederschlagung des Boxeraufstandes in China. Es war Johann Ruf, der nach 2 Jahren heil zurückkehrte. Leider ist er 14 Jahre später im 1 . Weltkrieg gefallen.

In einem der folgenden Jahre wurde die Vorstandschaft neu gewählt:

1 . Vorstand wurde Josef Schmucker, Fahnenträger Josef Jäger, Rechner Karl Werner und kurz darauf Martin Riffel.
1905 wurde eine Kanone angeschafft. Zum ersten Kanonier wurde Johann Willi bestimmt.

Immer näher kam das Schicksalsjahr 1 91 4, das den 1 . Weltkrieg brachte. Die ersten unseres Vereins, die einrücken mussten, waren Michael Jenewein und Karl Launer, der schon nach wenigen Tagen im Kampfe fiel. Es war eine Schreckensnachricht für das ganze Dort. An der Südseite der Kirche wurde ihm ein schlichtes Heldengrab angelegt. Immer mehr Demminger wurden zu den Waffen gerufen und auch immer zahlreicher wurden die Birken- kreuze beim Gotteshaus. 1923 errichtete man an dieser Stelle ein Kriegerdenkmal, das dann 1927 im Zuge der Kirchenerweiterung an seinen heutigen Platz kam. An jedem Gefallenengottesdienst nahm der Verein mit der Fahne teil. Es waren 29 hoffnungsvolle Väter und Söhne, die in fremder Erde ruhen. Im Jahre 1919 kam es zu einem Treffen der Kriegsheimkehrer im "Stern". Jeder bekam ein Mittagessen,

wozu ein Schwein von Sebastian Keis gestiftet wurde. Abends war ein kameradschaftliches Beisammensein.

Nur sehr zögernd wagte man sich an die Wiederaufrichtung des Kriegervereins heran. Noch im Jahre 1919 wurde eine neue Vorstandschaft gewählt und zwar:

Vorstand:         August Werner
Fahnenträger:  Martin Riffel
Schriftführer:   Michael Kränzle
Rechner:          Leonhard Kapfer

Auch die Fahne wurde in der Taubstummenanstalt in Dillingen überholt: die Farben schwarz-weiß-rot wurden auf schwarz-rot-gold abgeändert und die Kriegsjahre 1914-1918 eingestickt.

1925 wurde das 50-jährige Jubiläum des Vereins gefeiert. Es war ein strahlend schöner Sonntag, an dem dieses Fest wie frühere Feste gestaltet wurde.

Als in den Nachkriegsjahren zur Reichswehr aufgerufen wurde, meldeten sich als erste Freiwillige aus Demmingen Ulrich Schmid und Theodor Jenewein.

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Im Jahre 1928 musste der Verein dem Kyffhäuser-Bund beitreten und die Kyffhäuser-Flagge musste von da an neben der Vereinsflagge getragen werden. 1. Fahnenträger war Mathäus Brenner.

Die Zeit des Nationalsozialismus brachte dem Verein manche Unannehmlichkeiten, die dann auch zu Veränderungen in der Vorstandschaft führten. So wurde Mathäus Brenner 1. Vorstand und Alois Frank wurde Fahnenträger. Wenige Jahre später wurde es dem Verein verboten, seine Fahne in Zukunft in der Öffentlichkeit zu zeigen. Ab jetzt galt nur noch die KyffhäuserFahne als Vereinssymbol.

Dann kam das verhängnisvolle Jahr 1939, das auch für den Verein eine schicksalsvolle Zeit einleitete. Der 2. Weltkrieg begann. Die meisten Mitglieder mussten schon in den ersten Tagen und Wochen einrücken.
Der Kriegerverein wurde aufgelöst und verboten, ab jetzt gab es nur noch den Kyffhäuser-Bund. Auch die Vereinsfahne sollte abgeliefert werden, blieb aber letztlich doch im Besitz des Vereins aufgrund des geschickten Vorgehens der Vereinsführung, die vom damaligen Bürgermeister

Josef Graf wirkungsvoll und nicht ohne Risiko unterstützt wurde. Wenige Monate vor Kriegsende versteckte Hans Riffel, der gerade auf Urlaub war, die Fahne des Schützenvereins und des Krieger- u. Soldatenvereins, indem er sie auf dem Kirchen- boden unter die Kirchenfahnen mischte. Somit waren beide Fahnen gerettet. Man durfte sie natürlich lange Zeit nicht öffentlich zeigen.

Der Krieg ging 1945 zu Ende. 53 Väter und Söhne unseres Dorfes fanden den Heldentod, Opfer eines unsinnigen Krieges, der durch den Größenwahn einer Regierung vom Zaune gebrochen wurde. Viele kamen in Gefangenschaft, der letzte kehrte erst im Oktober 1953 aus Russland heim. Es war der am 25. Februar 2001 verstorbene Leonhard Jenewein. Ihm zu Ehren gab die Gemeinde einen Empfang. Die Bevölkerung empfing den Heimkehrer am Dorfeingang Richtung Mödingen mit großer Freude. Bürgermeister Beer sprach herzliche Begrüßungsworte während der Gesangverein dem Zurückgekehrten später noch ein Ständchen brachte, für das sich Leonhard Jenewein sichtlich bewegt bedankte.

Nachdem die Wirren dieses furchtbaren Krieges durch Ruhe und Neuordnung in unserem Deutschen Vaterland überstanden waren, fassten 1958 einige Kameraden den Wiederaufbau des Vereins ernsthaft ins Auge. Es kam zu einer Versammlung im "Stern", die gut besucht war. Alle waren sich einig, den Verein wieder neu aufleben zu lassen. Zum 1. Vorstand wurde Josef Schneider gewählt, zum 2. Vorstand Karl Zeyer, Rechner und Schriftführer wurde Michael Jenewein, Fahnenträger Leonhard Jenewein.

Die alte Vereinsfahne wurde nun auch wieder in der Öffentlichkeit, bei Wallfahrten, der Fronleichnamsprozession, der Weihnachtsfeier und natürlich bei Festumzügen, gezeigt.

Von 1958 an geht der Krieger- und Soldatenverein wieder jedes Jahr zur Männer- und Soldatenwallfahrt nach Violau, um für die Toten der Kriege und für den Frieden zu beten.

In den darauf folgenden Jahren wurde der Verein verstärkt und verjüngt durch den Eintritt mehrerer Reservisten der Bundeswehr.

 

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Pfarrer Windisch bei der Eucharistiefeier 1975

Am 05.07.1975 feierte der Krieger- und Soldatenverein sein 100-jähri- ges Bestehen mit einem Festwochenende.
Am Samstagabend begrüßte 1. Vorsitzender Josef Schneider die Festgäste, unter ihnen der Vertreter des Schirmherrn Karl August, Fürst von Thurn und Taxis, Oberforstrat Gönner aus Ebnat mit Revierförster Bäurle aus Eglingen, Forstdirektor Dr. Burk aus Nattheim, Bürgermeister Zeyer aus Dischingen, Pfarrer Windisch, Schulleiter Haas und Ortsvorsteher Beer. Von den anwesenden Vereinen konnte Josef Schneider besonders den Patenverein Eglingen und die Kriegerkameradschaft Dischingen herzlich willkommen heißen. Der 2. Vorsitzende des Krieger- und Soldatenvereins Karl Zeyer zeigte in einem Auszug aus der Vereinschronik die Vereinsentwicklung der letzten 100 Jahre.

 

Anschließend überbrachte Oberforstrat Gönner die Glückwünsche des Fürsten von Thurn und Taxis, der die Schirmherrschaft über die Festwoche in Demmingen übernommen hat.

Der Oberforstrat konnte dem Vereinsvorsitzenden ein Geldgeschenk aushändigen. Bürgermeister Zeyer schloss sich den Glückwünschen des Vorredners an. Auch er überreichte dem Verein ein Geldgeschenk.

Ortsvorsteher Beer nahm dann die Ehrungen verdienter Vereinsmitglieder vor, die zu Ehrenmitgliedern ernannt wurden.

Die Geehrten waren:

Josef Jäger, geb. 1886

August Roßmann, geb. 1889

Josef Jenewein (Haus Nr. 62) geb. 1892

Josef Graf, geb. 1893

Anton Launer, geb. 1893

Theodor Jenewein, geb. 1895

Josef Schneider geb. 1899

Josef Jenewein (Haus Nr. 22) geb. 1900

Heinrich Baumann, geb. 1900
(Er ist leider 1975 wenige Tage vor dem Fest verstorben)

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vordere Reihe von links: Josef Jenewein Haus Nr 62, August Roßmann, Theodor Jenewein, Karl Zeyer, Leonhard Jenewein, Leonhard Launer, Josef Schneider, Josef Graf, Josef Jenewein Haus Nr 22, Anton Launer
mittlere Reihe von links: Josef Gayer Simon Schmid, Adolf Hummel, Adolf Kränzle, Karl Launer, Josef Schmid, Franz Kapfer, Ferdinand Kränzle, Alfons Beer, Pfarrer Windisch.
hintere Reihe von links: Alois Kapfer, Josef Jenewein, Georg Wörner, Ludwig Schuster, Johann Schmid, Karl Kapfer, Josef Stehle, Rudolf Kieweg, Eugen Neher, Theo Jenewein, Reinhold Zeyer, Michael Jenewein.